Jedes Jahr nach der Sommerschließzeit erneuert sich die Kindergruppe. Die Vorschulkinder hatten wir vor der Sommerschließzeit verabschiedet und nun trafen nach und nach neue Kinder ein. Nicht nur für die ankommenden Kinder war die Situation neu. Auch für die Bestandsgruppe veränderte sich wie immer viel. So auch in diesem Jahr: gewohnte und lieb gewonnene Spielfreunde waren plötzlich nicht mehr da, wurden vermisst, fremde Kinder waren mit ihren Eltern da. Wir als Team bauten behutsam kleinste Verbindungen mit den neuen Kindern und deren Eltern auf. Das zog zumindest für die ersten Wochen unsere Aufmerksamkeit vermehrt auf die neuen Kinder. Die Kinder der Bestandsgruppe mussten sich wie jedes Jahr wieder neu orientieren: Wer ist von der gewohnten Gruppe noch da? Gibt es noch den heiß geliebten Lieblingsplatz im Morgenkreis und beim Frühstück oder sitzt dort plötzlich jemand Fremdes? Vieles kann durch uns als Team gelöst werden und trotzdem hat jedes Kind eine herausfordernde Situation, die es meistern muss. Die Spannungen waren in diesem Jahr deutlich wahrnehmbar. Konflikte wurden nicht nur sprachlich gelöst. Manche Konflikte wurden körperlich „geklärt“, was im Rahmen einer 3-6 jährigen Altersgruppe auch immer wieder Alltag und Teil ihrer Entwicklung ist. Um den Kindern mehr Handwerkszeug zu vermitteln, wie sie selbst mit ihren Emotionen umgehen können und Konflikte sprachlich bewältigen lernen, haben wir nach der Eingewöhnungszeit der neuen Kinder das Projekt Herzensbildung gestartet, welche Basis unserer Arbeit ist. Wir haben am ersten Tag des Projektes während des Morgenkreises gemeinsam mit den Kindern Sitz und Funktion des Herzens ausgemacht. Damit die Kinder ihr Herz erspüren konnten, sind sie einmal unseren sog. Geheimgang entlanggelaufen und kamen dann im Morgenkreis wieder zum Sitzen. Sie legten ihre Hand auf ihr eigenes Herz und nach Absprache untereinander auch auf das Herz eines Sitznachbars. Es war interessant für sie, das eigene Herz zu fühlen und es klopfen zu hören und diese Herzaktivitäten auch beim Gegenüber wahrzunehmen. Spannend für sie war auch, zu spüren, wie langsam wieder Ruhe einkehrte im eigenen Herzen. Wir fragten die Kinder, wofür das Herz neben der Blutversorgung des Körpers noch steht: „Für Liebe“ und „Freude“ kam spontan hervor. Nachdem wir nun das Herz auch als den Sitz von Gefühlen ausgemacht hatten, differenzierten wir in den nächsten Tagen diese Gefühle weiter. Die Kinder beschrieben Gefühle wie Wut, Trauer, Freude und Glück. Eines der nun neuen Vorschulkinder sagte, dass Gott in seinem Herzen wohne. Es war spannend, den Kindern dabei zuzuhören, welche Assoziationen sie noch mit dem Herzen in Verbindung brachten: „Familie“, „Pferd“, „Hund“, „leckeres Essen“. In den Folgewochen lasen wir zum Frühstück je eine Geschichte aus dem Buch "Mit dem Herzen sprechen" von Juliane Hamman. Die Kinder lernten Gustav und seine Freunde kennen. Mit der Giraffe Gustav, die einige Kinder direkt ins Herz schlossen, lernten die Kinder nach und nach die Sprache des Herzens kennen. Die Giraffe Gustav hilft ihren Freunden eigene Gefühle und die Gefühle anderer wahrzunehmen, die eigenen Gefühle zu verstehen und diese zu versprachlichen. Sie steht den Freunden in Konflikten und herausfordernden Situationen zur Seite. Das Buch lädt die Kinder zum Nachdenken ein, da diese zum Ende einer Geschichte immer gefragt werden, was Gustav seinen Freunden wohl sagen möchte. Die Lösungen werden offengelassen. Wir hörten den Kindern beim lauten Überlegen zu, griffen ihre Impulse auf und halfen ihnen, ihre Gedanken und Emotionen in Worte zu fassen. Die Gefühle in Sprache zu verwandeln, verleiht den Kindern einen Selbstausdruck und damit ein Gefühl von Selbstwirksamkeit. Das Gefühl der Selbstwirksamkeit gibt den Kindern wiederum Selbstsicherheit. Ein Kind, das sich seiner selbst bewusst und zunehmend selbstsicher ist, ist in Konflikten angstfreier -und handlungskompetenter. Es findet immer mehr in sich selbst Lösungen und löst auch inneren Stress zunehmend autark. Manche Kinder nutzen in Konflikten bereits zunehmend die sog. Giraffensprache, die Grundlage des Buches ist (gewaltfreie Kommunikation nach Rosenberg). Sie lernen täglich, dass alle Gefühle sein dürfen, dass es aber durchaus möglich ist, durch das Benennen von Gefühlen wie Wut und Enttäuschung mehr Handlungskompetenz zu entwickeln und damit zunehmend friedliche Lösungen für sich und im Umgang mit anderen zu finden. Das Projekt der Herzensbildung diente der Förderung der Emotionalen Kompetenz. Sie ist abgesehen von diesem Projekt immer Herzstück und Grundlage unserer pädagogischen Arbeit. „Die Emotionale Kompetenz bedeutet, sich seiner Gefühle bewusst zu sein und Gefühle ausdrücken und zulassen zu können. Dies heißt auch, gegebenenfalls eigene Gefühle regulieren sowie mit negativen Gefühlen und Stresssituationen umgehen zu können. Die Fähigkeit, Gefühle bei anderen wahrzunehmen und zu verstehen ist ein weiteres Merkmal emotionaler Kompetenz. Emotional kompetente Kinder sind in der Lage, mit den vielschichtigen Gefühlen des Lebens umzugehen. Sie lernen, sich in andere hineinzuversetzen. Die Perspektive des anderen übernehmen zu können – Empathie – ist grundlegend für das soziale Miteinander. Die Fähigkeit, sich in die Gedanken anderer hineinzuversetzen, kann bei Kleinstkindern noch nicht vorausgesetzt werden. Sie reagieren jedoch aufmerksam und teilnahmsvoll auf Gefühlsäußerungen ihrer Nächsten. Emotionen wie Liebe, Interesse, Überraschung, Wut, Angst, Traurigkeit und Freude sind von vornherein angelegt und werden zunehmend differenzierter. Der Erwerb von emotionaler Kompetenz ist die Basis für die sog. soziale Intelligenz. Damit ist die Fähigkeit gemeint, das soziale Miteinander selbstbewusst und gleichzeitig einfühlsam zu gestalten.“ (aus dem Orientierungsplan für Bildung und Erziehung des Landes Niedersachsen, Bildungsbereich 1, Emotionale Entwicklung und soziales Lernen). Neben den täglichen Geschichten von der Giraffe Gustav und ihren Freunden und dem situationsbezogenen Transfer der gewaltfreien Kommunikation in Stress- und Konfliktsituationen haben die Kinder mit Fingerfarben beherzt dutzende von Holzherzen bemalt und diese an ihre Eltern und Geschwister verschenkt („jemanden, den man gerne hat, eine Freude machen, „sein Herz schenken“). Ebenso schenkten einige der Kinder ihren Lieblingsplätzen auf unserem Bauwagengelände ihr Herz („an etwas sein Herz hängen“). Die Kinder kamen bei der Aktion „Lieblingsplatz suchen und diesen mit dem selbstbemalten Herz sichtbar machen“, miteinander ins Gespräch. Sie riefen sich erstaunt zu: „Was, du spielst hier auch gerne?“ „Ich auch!“ (Bewusstmachen der eigenen Freude und diese teilen lernen).
UN-Kinderrechtskonvention, Artikel 2 und 4: „Kinderrechte gelten für alle Kinder, egal, welche Hautfarbe, Religion oder Sprache sie haben und ob sie Junge oder Mädchen sind. Die Kinderrechte müssen eingehalten und bekannt gemacht werden.“ Artikel 23, Förderung von Kindern mit Beeinträchtigungen: „Alle Kinder haben die gleichen Rechte und sollen gleich behandelt werden. Kinder mit Behinderungen sollen besondere Unterstützung erhalten.“ Artikel 29, Bildungsziele: „Die Vertragsstaaten stimmen darin überein, dass die Bildung des Kindes darauf gerichtet sein muss, a) Die Persönlichkeit, die Begabung und die geistigen und körperlichen Fähigkeiten des Kindes voll zur Entfaltung zu bringen; b) Dem Kind Achtung vor den Menschenrechten und Grundfreiheiten und den in der Charta der Vereinten Nationen verankerten Grundsätzen zu vermitteln.“ Vorurteilsbewusste Bildung und Erziehung; was bedeutet das genau? Bereits im Kindergartenalter erfahren und entdecken Kinder, dass jeder Mensch anders ist. Sie erleben, ob jemand einen Rollstuhl benötigt um sich fortbewegen zu können, ob ein Kind schon gut sprechen kann oder noch nicht. Ganz selbstverständlich kann es ein Bewusstsein für Diversität entwickeln. Aus der Einzigartigkeit eines jeden setzt sich unsere Gemeinschaft zusammen und macht sie so bunt, so lebendig, so vielfältig. Ein Kind hat rote Haare, ein anderes braune. Eines ist groß, das andere klein. Eines hat Sommersprossen, ein anderes nicht. Eines beginnt sehr zeitig zu laufen, ein anderes erst später. Ein Kind kann früh sprechen, ein anderes erobert sich die Welt der Sprache ganz langsam. Jedes Kind darf sein, wie es ist, hat sein eigenes Tempo beim sich die Welt erschließen. Jedes ist wertvoll und einzigartig so wie es ist. Wir Erwachsenen dürfen es auf diesem Weg begleiten, dürfen erfahren und erleben, wie es in seinem ganz eigenen Tempo Mensch wird, ein soziales Wesen. Sinnstifter, Weltveränderer, Tagträumer, Wolkenstürmer, Künstler, Menschenfreund, Konstrukteure, Herzensmenschen. Was für eine Freude und Ehre dabei sein zu dürfen und das Kind liebevoll, mit Aufmerksamkeit, Wertschätzung ,Geduld und Unterstützung auf diesem Weg zu begleiten. Für die Kinder im Waldkindergarten kommt noch eine andere Dimension dazu: sie dürfen sich erfahren als einen Teil der Natur, die sie umgibt und in der es keine Normen oder exakten Baupläne gibt, nach denen sich Tiere und Pflanzen entwickeln. Jeder Baum, jede Blume, jeder Käfer, jeder Wurm, jeder Vogel und jeder Sonnenstrahl ist einzigartig , hat seinen Platz, seinen Sinn und seinen Wert. Selbst ein kantiger Stein, den die Kinder auf dem Waldboden finden, erfüllt seinen Zweck. Er speichert die Wärme des Sonnenlichtes, gibt sie an seine Umgebung ab, lädt eine Eidechse ein auf ihm zu verweilen und sich auf ihm zu wärmen. Alles darf da sein, alles ist schön in seinen vielen Facetten. Welche Rolle haben wir Erwachsenen in diesem Prozess? Wir sind Eltern , Großeltern, pädagogische Fachkräfte oder Lehrer. In aller erster Linie sind wir aber auch Menschen, die Erfahrungen gemacht haben, etwas vorgelebt bekommen haben und dies nun dahingehend überprüfen dürfen, ob und wie wir es weitergeben an die Kinder. Mit welchen Augen sehen wir die Welt? Wie nehmen wir andere Menschen wahr? Bewerten wir automatisch oder schaffen wir es jeden in seiner Individualität zu akzeptieren wie er ist? Wir Erwachsenen sind der Schlüssel dazu, dass jedes Kind die Chance bekommt sich in unserer Lebenswelt wiederzufinden und eine positive Identität aufbauen zu können. Wenn wir uns dem öffnen ist das eine wunderbare und erfüllende Aufgabe! Der Wald, den wir auch gern den dritten Erzieher nennen, bietet uns da tolle Möglichkeiten. In der Natur darf jedes Kind das finden, was ihm in seiner Entwicklung entspricht, es fördert und ihm gut tut. Sei es ein bunter Blätterstrauß den es sich pflückt, sei es ein kleiner Teppich aus ineinander verwebten Grashalmen, ein selbstgebauter Bogen mit Pfeilen, ein Blütenkranz oder das aus Lehmerde geformte Pferd. Im Wald darf jedes Kind individuelle Förderung erfahren, es bekommt die Möglichkeiten die ihm und seinen Besonderheiten entsprechen. Die Kinder können mit unserer Unterstützung selbst ihre Erfahrungen mit Vielfalt machen und lernen auch alle anderen Kinder in ihrer eigenen Identität zu respektieren. Auf gehts! Machen wir diese Welt ein bisschen bunter, vielfältiger, lebendiger!
Der Pädagoge Friedrich Fröbel hat sich das Wort im Jahr 1840 ausgedacht: Kindergarten. Sein Gedanke dahinter war, dass in einer solchen Einrichtung Kinder wie Pflanzen im Garten wachsen dürfen. Kinder sollten umsorgt , begleitet und dieser Garten stets gepflegt werden. Wir im Waldkindergarten Bad Münder tun dies nun schon seit über 20 Jahren mit großer Freude. Die Waldkinder bekommen auf ganz selbstverständliche Weise einen Bezug zu der Natur die sie umgibt und allem, was darin wächst, kriecht, krabbelt und fliegt. Sogar ein kleines Hochbeet haben sie sich angelegt um den Walderdbeeren oder den Kräutern beim Wachsen zusehen zu können. Der selbstgepflanzte Salbei fand sich bereits in einer Tomatensoße wieder oder wurde zum Räuchern verwendet. Dies machte Lust auf mehr und so entstand die Idee einen Waldkinder-Garten entstehen zu lassen, in dem die Kinder aussäen, pflanzen, ernten , kochen, spielen und die unterschiedlichsten Naturerfahrungen machen können. Der Garten einer der Betreuerinnen ist groß genug um auch den Waldkindern die Möglichkeit zum Gärtnern zu bieten und so konnte die Idee schnell in die Tat umgesetzt werden. Von Frühling bis Herbst wird nun der Feuer-Freitag vom Wald in den Garten verlegt und ein eigenes Kindergarten-Beet wurde im Herbst bereits vorbereitet. Es wurden Pappen ausgelegt, Laub darauf gegeben und im Frühjahr wird eine dicke Schicht Komposterde aufgebracht. In den nächsten Wochen werden die Waldkinder sich mit den Betreuern zusammensetzen und überlegen, welches Gemüse sie anbauen möchten. Die Sämereien hierfür haben sie sich im Herbst von den Blütenständen der Gemüsepflanzen abgesammelt und in kleinen selbstgebastelten Samentütchen aufbewahrt. Es wird ein spannendes Garten-Jahr! Rank-Gerüste können gebaut werden, Pflänzchen werden im Haus vorgezogen und nach den Eisheiligen in die Gartenerde gepflanzt. Dann werden die Pflänzchen mit allem versorgt, was sie zum Wachsen brauchen: Sonne, Wasser und Pflege. Es werden Kräuter gesammelt, Tee daraus zubereitet oder Kräuterquark. Es wird Gemüsepfannen geben oder eine leckere Kürbissuppe. Die Waldkinder dürfen erfahren und erleben, dass die Pflege einen wichtigen Einfluss auf das Wachstum der Pflanzen hat. Welche Tierchen leben in ihrem Garten? Wie schmecken unreife Beeren? Wieviel Wasser braucht der Salat um zu wachsen? Wie können sie das Beet vor Austrocknung schützen? Es wird viel zu entdecken und mit allen Sinnen zu erfahren geben in dem Gartenjahr, das vor ihnen liegt. Die Kinder werden Verantwortung übernehmen dürfen und sich die Aufgaben im Garten aufteilen. Und auch Zeit zum Spielen wird es geben! Einer der Waldväter hat eine Hänger-Ladung Sand vorbeigebracht und die Kinder haben ihn mit Schubkarre und Schaufel in den Garten transportiert. Dort dürfen ab sofort Sandburgen und jede Menge unterirdische Gänge entstehen. Wer die Beine mal baumeln lassen möchte darf in der Hängematte unter der großen Linde Platz nehmen und dem leisen Klimpern des Windspiels lauschen. Der Baum wird uns Schatten spenden im Sommer und uns im Herbst Laub als wertvollen Bodendecker abwerfen. Kläuschen, der Waldkindergarten-Hund wird auch immer dabei sein und freut sich jetzt schon auf Stöckchen werfen und Kraulen. Das Gartenjahr und sein Naturkreislauf werden erfahrbar für die Kinder und das nächste Erntedank-Fest wird erfüllt sein vom Stolz und der Freude darüber, ihre eigenen gesunden Lebens-Mittel geerntet zu haben. Der Frühling kann kommen! Es geht los! „Viele Winter und viele Sommer sah ich kommen und gehen. Geduld nur, Geduld! Der Frühling ist nah!“ ( Astrid Lindgren, Tomte Tummetott)
„Die Pizza ist sooo lecker!“ Gut Ding will auch heute noch Weile haben und so lagen Wochen und Monate der Planung , der Finanzierung und des Umsetzens zwischen dem Beginn der Idee und diesem Ausspruch eines unserer Waldkinder. Einen Lehmofen hatten wir uns schon viele Jahre gewünscht für unsere Waldgruppe. Einen, in dem wir selbst Pizza oder Brot backen können. Den wir vielleicht sogar selbst bauen können? Schon die frühen Kelten bauten sich kuppelförmige Lehmöfen . Das Wissen hierum hatten sie von den Etruskern und diese wiederum von den Völkern des Vorderen Orients. Mit diesen Öfen konnten bereits Temperaturen bis 1000 Grad erreicht werden. Nun, dieses Vorhaben haben wir dann doch lieber an Menschen übertragen, die davon etwas verstehen , so dass der Ofen genau das für uns tut, was er tun soll: funktionieren und uns das Erfolgserlebnis bescheren, das mit einer leckeren, selbstgebackenen Pizza einhergeht. Und wie das so ist, wenn man sich etwas gaanz fest wünscht, da kommt dann tatsächlich die Volksbank Hameln-Stadthagen und sagt uns eine Spende zu, die uns einen großen Schritt in Richtung Lehmofen machen lässt. Den bedeutendsten und größten Schritt aber, den machten der Ofenbaumeister Tim Muth und sein Vater Edgar Eifler, die von unserer Idee begeistert waren. Sehr erfahren im Ofenbau und unglaublich fantasievoll bei Gestaltungsideen und ihrer Umsetzung haben die beiden unter Mithilfe ihres Kollegen Jan einen Lehmofen in Form einer Schnecke für uns gebaut. So wird der Bogen geschlagen zu der Wald-Schnecke aus unserem Logo. Aber nun der Reihe nach: Nachdem unsere Idee entstanden war, die Ofenbauer zu uns gefunden hatten und auch der Förster sein „Okay“ gegeben hatte, ging es an die Beschaffung der Materialien und der erste Bau-Tag fand im Juni dieses Jahres statt. Die Kinder durften tatkräftig mit helfen beim Gießen der Fundamente. Nun mussten sie sich gedulden, bis die Trocknungsphase abgeschlossen war. Das Metallgerüst wurde aufgebaut , die Grundplatte gegossen und die Form des Grundofens vorbereitet und gemauert. Als dieser stand, wurde auch schon ein erstes Mal angefeuert. Was für ein schönes Gefühl die ersten flackernden Flammen zu sehen und ihre Wärme zu spüren. Dem Ofen war nun Leben eingehaucht. In den folgenden Wochen wurde die Schneckenform des Ofens geformt. Hierfür wurde auch Lehmerde aus dem Erdreich des Waldkindergartens benutzt, so dass unser Ofen einen ganz direkten Bezug zu seinem Standort erhalten hat. Immer wieder musste eine Plane den Ofen vor der Witterung schützen, denn zerfließen sollte er uns nicht wieder! Nach den Sommerferien des Waldkindergartens war es dann endlich soweit. Wir durften den Ofen einweihen bei einem Pizza-Fest, zu dem wir die gesamte Waldfamilie, den Förster und unsere lieben Nachbarn Frau Renate Dolle und Familie Bogorinsky-Schäfer von der Ziegenbuche einluden. Sie hatten uns bei den Bauarbeiten mit der Bereitstellung von Strom und Wasser freundlich unterstützt. Jede Waldfamilie brachte einen Pizza-Teig mit und für den Belag sorgte das Kindergarten-Team. Der Ofen wurde eingeheizt und schon bald roch es im Deister unwiderstehlich nach köstlicher Pizza frisch aus dem Lehmofen. Im Schweiße seines Angesichtes schob unser Alexej eine Pizza nach der anderen in den Ofen. Eines ist sicher: an diesem Tag ging niemand hungrig und ohne Tomatensauce um den Mund nachhause und auch auf lukullische Extra-Wünsche wurde eingegangen („Für mich bitte nuur mit Tomatensauce, sonst nix!“) Ein schönes Fest war es und machte uns nochmal deutlich, dass wir in Gemeinschaft (fast) alles schaffen können! Nur fest daran glauben muss man! Der Ofen bekommt nun demnächst noch ein Spitzdach, das ebenfalls fachmännisch von einem Zimmermann, einem ehemaligen Waldkind und Waldvater in einer Person , Felix Schneider und seinen fleißigen Helferlein, errichtet wird. So ist der Ofen auch in Zukunft gut behütet und wird den Waldkindern noch ganz viel Freude bereiten! Nun genießt die Waldgruppe diesen farbenprächtigen Herbst, Laternen werden gebastelt und eine große Vorfreude auf das bevorstehende Laternenfest breitet sich aus. Aber das ist schon wieder eine ganz neue Geschichte aus dem Alltag der Waldkinder am Deister!
„Baust du mit mir ein Zwergenhaus?“ „Ich möchte gern einen Holzhammer haben! Hilfst du mir beim Bauen?“ Solche und ähnliche Anliegen und Wünsche der Waldkinder werden im Kindergarten-Alltag häufig an uns als Betreuer-Team herangetragen. Es macht uns Freude mit den Kindern dann gemeinsam zu überlegen, wie das gehen könnte und zu bauen, zu schnitzen , zu hämmern oder zu basteln. Immer wieder aufs neue erstaunt und erfreut uns die natürliche Kreativität der Kinder und ihre Fähigkeit sich mit ihrer Umwelt, oder auch der magischen Welt ( „ Dort in dem Baumstumpf leben bestimmt Zwerge!) zu verbinden. Frei nach dem Motto: „ Unmögliches machen wir sofort, Wunder dauern etwas länger“ sind wir häufig herausgefordert, alles zu geben. Das gelingt uns meist recht gut, aber als die Frage kam, ob wir nicht vielleicht eine Flöte bauen könnten, so wie sie der Zauberer in der Hand hat, der auf unserem Frühlingszauberspruch im Bauwagen zu sehen ist, da wurde es kniffelig. Und wenn es bei uns kniffelig wird, dann braucht es tatsächlich einen „ Zauberer“, der sich daran versucht. Wie gut , dass wir einen solchen in unserem Team haben ! Unser Betreuer Alexej Lebsak ist ein wahrer Künstler am Schnitzmesser, an der Axt und der Säge und auch mit dem Stift, denn er hat schon zahlreiche, wunderschöne Illustrationen auf Wunsch der Kinder angefertigt. Und so packte Alexej auch der Ehrgeiz, als wir uns an dem Bau einer Flöte probierten. Es brauchte eine Anleitung, viel eigene Fantasie , Äste von der Haselnuss, ein Schnitzmesser, Fingerfertigkeit und einige Tage später hatte er eine wunderbare Flöte gebaut. Die Kinder waren begeistert und entlockten ihr sogar zwei verschiedene Töne. Vorausschauend hatte Alexej bereits Flötenrohlinge auf Vorrat hergestellt und so konnten alle Waldkinder eine Flöte bauen. Sie durften das Ästchen zusägen und anschließend mit einem Bohrer aushöhlen. Der Bau des Windkanals und des Labiums war dann Sache von Alexej, da dies der schwierigste Teil des Flötenbauens ist. Im Laufe der Zeit entstanden sogar zwei verschiedene Varianten; eine kleinere und eine größere, etwas anspruchsvollere. Liebevoll und mit viel Geduld wurden die Flöten von ihm auch mit kleinen, individuellen Schnitzereien verziert, so dass sie nicht verwechselt werden konnten. Nun schallen immer wieder aus allen Himmelsrichtungen Flötentöne durch den Deister, je nachdem, wo sich die Waldgruppe gerade aufhält und ihren Vormittag verbringt. Alexej hat nach Wünschen der Kinder bereits eine Zimmerei und Dachdeckerei gebaut, eine Axt aus Stein mit Holzstiel, eine mittelalterliche Hütte, kleine Gärten mit Flechtzäunen und vieles mehr. Selbst eine Holzverbindung ohne Schrauben und Nägel wurde schon entwickelt und soll beim Bau eines „ Waldsofas“ zum Einsatz kommen. Danke, dass wir Dich im Team haben dürfen, Alexej ! Eines der nächsten Projekte wird ein Haus für Klaus, den kleinen Hundefreund der Waldkinder sein, damit der kleine Kerl eine Rückzugsmöglichkeit hat. Aber das - genau wie ein Bericht vom bereits laufenden Ofenbau-Projekt- ist wieder eine ganz neue Geschichte aus dem spannenden Alltag der Waldkinder am Deister! „ Ein Zauberer geht übers Land, er hat die Flöte in der Hand. Und spielt ganz sanft und leise Die zarte Frühlingsweise.“ ( Aus: Spiel- und Bastelspaß für Ostern, Barbara Cratzius und Sigrid Gregor, ars Edition)
Verlässlich wie jedes Jahr war auch diesmal der Osterhase auf seinem Weg in die Stadt am Waldkindergarten vorbei gehoppelt. Sicherlich hat er sich sehr gefreut, als er die farbenfroh bemalten Gänse- und Hühnereier in den Büschen ringsum hängen sah und die von den Waldkindern liebevoll gebauten Nester entdeckt hat. Und so hat er in jedes Nest, sicher auf Moos gebettet ein buntes Osterei gelegt, das die Kinder dann nach Ostern dort fanden. Danke, lieber Osterhase! Nachdem wir ja im Wald die Schafherde getroffen hatten, durften wir die Schafe in ihrem Heimatstall in Dahle besuchen. Frau Berger und Herr Hampel begrüßten uns auf ihrem Hof. Kaum standen wir am Scheunentor, da erlebten wir doch tatsächlich die Geburt von zwei Lämmchen mit. Das war für uns alle sehr aufregend und hat uns nachhaltig beeindruckt. Apropos Nachhaltigkeit…. Der Schäfer erzählte uns, dass er für die Wolle der Schafe, die gerade zwei Wochen vorher geschoren wurden, kaum noch etwas bekommt und es somit langsam aber sicher für ihn ein Abfallprodukt wird. Das fanden wir sehr schade, denn in früheren Zeiten war Schafwolle ein kostbarer Rohstoff. Wir bekamen einen Sack Rohwolle geschenkt und beschlossen den Weg von der Wolle zum Faden gemeinsam mit den Kindern zu erforschen. Nachdem wir die Schafe noch mit Heu füttern durften, gab es in der großen Scheuen die Gelegenheit eine „ Strohschlacht“ zu veranstalten. An der nahmen die Kinder sehr gern teil! Zurück im Waldkindergarten war der erste Schritt dann die Wolle zu säubern. Kleine Stöckchen, Kot oder Kletten sollten vor dem Waschen herausgezupft werden. Wir merkten schnell, dass das eine ziemlich mühsame Sache war. Die Wolle wurde dann einen Tag in Regenwasser eingeweicht und am darauffolgenden Tag mit Neutralreiniger und 60 Grad heißem Wasser zweimal gewaschen. Der Unterschied war schon sehr verblüffend. Nun brauchten wir noch jemanden, der sich mit dem Kämmen und Spinnen von Schafwolle auskennt und wir fanden Kirsten Schlein vom Verein Spinnstube-Springe. Bei einem Besuch dort erklärte sie sich bereit uns im Wald zu zeigen, wie es mit unserer Wolle weitergeht, damit wir einen Faden daraus spinnen können. Unterm mittlerweile grünen Blätterdach zeigte sie uns die Weiterverarbeitung. Hierfür hatte sie ein Kardier-Gerät zum Kämmen der Wolle sowie verschiedene Handspindeln und ihr Spinnrad mitgebracht. Ein solches hatten in früheren Zeiten die wenigsten Menschen und so zeigte sie uns, wie man mit einem Stock, der ungefähr die Form einer Eins hat, die Wolle zu einem Faden spinnen kann. Die Kinder probierten das Kardieren und Spinnen aus und es dauerte eine ganze Weile, bis ein Faden dabei entstand, aus dem man dann etwas weben oder stricken konnte. Bei ihrem zweiten Besuch bei uns im Wald hatte Kirsten dann die Spinnstuben-Tracht angezogen und erzählte uns, dass ihr Rock aus einer drei Meter langen, gewebten Stoffbahn besteht. Da die Haare zu damaligen Zeiten selten gewaschen werden konnten, trug man ein Stoffhäubchen und die Geldmünzen verwahrte man in einem kleinen Stoffbeutelchen. Nun konnten wir auch ausprobieren mit dem Spinnrad einen Faden zu spinnen. Welch ein beruhigendes Geräusch, wenn das Spinnrad leise surrt. Ein langer, spannender Prozess war es, bis wir den fertigen Faden hatten. Wir wollen in Zukunft noch ausprobieren, die Wolle mit Naturfarben einzufärben und dann daraus vielleicht einen Schal zu stricken oder damit zu weben. Es ist uns wichtig den Kindern zu vermitteln, dass die Wolle nach wie vor wertvoll ist und wir haben viel gelernt bei dem Verarbeitungsprozess. Ein großes "Dankeschön" an Kirsten von der Spinnstube! Und was für schöne Dinge wir aus Wolle noch entstehen lassen können, das zeigte den Kindern eine unserer Waldmütter. Janine brachte uns Märchenwolle mit in den Wald, eine Schüssel mit warmem Wasser, ein Stück Seife und die Weinbergschneckenhäuschen, die wir im Vorfeld gesammelt hatten, standen auch bereit. Nun ging es ans Filzen. Janine leitete die Kinder an, die Wolle nass zu machen, einzuseifen und immer wieder über ein Handtuch hin und her zurollen. Wenn die Rolle richtig schön fest geworden war, konnte sie in klarem Wasser abgespült werden und bekam nach dem Trocknen ein Schneckenhaus aufgeklebt. Fertig waren die Waldschnecken! Danke, Janine! Nun warten wir alle gespannt auf den Beginn des Ofenbau-Projektes und werden natürlich auch von dieser Geschichte im spannenden Alltag der Waldkinder im Deister erzählen.
Wenn die Waldkinder im Frühling nach Bärlauch im Deister suchen, brauchen sie nur ihrer Nase zu folgen. Der „Wilde Knoblauch“, wie er auch genannt wird ist schon weithin zu riechen. Er enthält Lauch-Öle, Vitamin C, viele Mineralstoffe und Spurenelemente wie Mangan und Zink. Sein sattes Grün kündigt nun wirklich den Frühling an, auch wenn er im März manchmal noch eine Schneemütze aufgesetzt bekommt. Und ob die Bären, die aus dem Winterschlaf erwachen, tatsächlich als erstes den Bärlauch auf ihrer Speisekarte haben, können wir nicht überprüfen, da es den Bären schon lange nicht mehr gibt im Revier der Waldkinder. Was für ein Glück, denn so können sie den Bärlauch ganz ungestört pflücken und ihn sich am Lagerfeuer mit Nudeln oder im Rührei schmecken lassen. An einem Donnerstag im März jedoch, wenn in Bad Münder Wochenmarkt ist, machen sich die Waldkinder nun schon traditionell auf den Weg vom Wald in die Stadt. Wegen Corona konnte dies nun schon zwei Jahre in Folge nicht stattfinden und die einen oder anderen Marktbesucher haben die Kinder mit ihren Sträußchen sicher schon vermisst. Nun endlich konnten sie wieder starten. Aber zuvor musste der Bärlauch gepflückt und zu kleinen Sträußen gebunden werden, die in Weidenkörben für den Transport in die Stadt verstaut wurden. Ganz frisch gepflückt sollte der Bärlauch sein, damit er noch knackig auf dem Wochenmarkt ankommt. Am Söltjer-Brunnen griffen sich die Kinder ein Sträußchen und einen Zettel, auf dem den Marktbesuchern erklärt wurde, was es damit auf sich hat und was man mit Bärlauch anfangen kann. „Möchten Sie Bärlauch? Sie bekommen ihn geschenkt von uns!“ Viele freuten sich über die Ansprache der Kinder und nahmen gern eine geballte Ladung Vitamin C mit nachhause. Einer der Marktbeschicker tauschte Äpfel gegen Bärlauch und so hatten alle Kinder im Abschlusskreis noch etwas leckeres zu essen. Trotz Kälte war der Vormittag schnell vergangen und alle waren dankbar, dass sie nun endlich wieder Gelegenheit hatten eine Verbindung vom Kindergarten oben am Deister-Rand zum Leben im Ort herzustellen. Einen Korb Bärlauch hatten die Waldkinder übrig und den schenkten sie den lieben Nachbarn vom Berggasthaus Ziegenbuche, denn auch auf deren Speisekarte findet man im Frühjahr zurecht den Bärlauch mit seinem würzigen Knoblaucharoma. Mal schauen, was die Waldkinder im Frühjahr noch entdecken in der Natur und immer Freitags in ihrer kleinen Wald-Küche verarbeiten und über dem Lagerfeuer kochen, backen oder braten. Ein großes Projekt wartet schon im Mai auf sie, denn dann bekommt der Waldkindergarten einen Lehmofen. Gemeinsam mit zwei Ofenbauern werden die Kinder einen Ofen bauen und mit Lehm aus ihrem Wald verputzen. Das Logo des Kindergartens gibt einen Hinweis darauf, welche Form der Ofen erhalten wird. Aber das ist schon wieder eine neue Geschichte aus dem spannenden Alltag der Waldkinder…..
Eigentlich fand gerade ein Spiel im Abschlusskreis statt: „Alte Suppenhexe, was kochst du heute?“ Hierbei können die Kinder spielerisch lernen, wie viele Silben ein Wort hat, indem sie die Anzahl der Silben („ Ge-mü-se-sup-pe“.) klatschen und die entsprechende Anzahl Schritte auf die Suppenhexe zugehen. Eigentlich….denn was war das, was plötzlich auf die Gruppe zukam und sie in ihrem Spiel unterbrach? Davon gleich mehr! Tiergestützte Aktivitäten spielen eine große Rolle im Erleben der Waldkinder. Da huscht ein Eichhörnchen den Baum neben ihrem Sitzkreis hinauf, dort finden sie eine tote Maus auf dem Weg zu einem ihrer Spiel-Plätze, die sie gemeinsam beerdigen.. Zahlreiche Singvögel begleiten die Lieder der Kinder mit ihrem Gesang. Es werden Nisthilfen für sie aufgehängt und im Winter Futterglocken nahe des Bauwagens angebracht. Die Spur eines Käfers wird verfolgt oder sie beobachten den Regenwurm, der sich seinen Weg zurück ins Erdreich sucht. Wenn die Gruppe im Herbst Äpfel bei Familie Harenberg sammeln geht, haben die Kinder Gelegenheit die Pferde dort zu streicheln. Ganz selten haben sie auch mal das Glück Rehe auf einem Feld zu beobachten. Vor einiger Zeit waren sogar kleine Mini-Therapie-Schweinchen zu Besuch im Kindergarten, durften gefüttert und gestreichelt werden. Und manchmal, ja manchmal kommt sogar der Hund einer der Erzieherinnen zu Besuch in den Wald. Klaus heißt er, ist fast 7 Jahre alt und ein kleiner, freundlicher Terrier-Mischling. Er wird stets freudig begrüßt von der Gruppe und es möchten gleich mehrere Kinder seine Leine halten, ihn streicheln oder ein Stöckchen für ihn werfen. Die Kinder können erfahren und lernen, wie es ist Rücksicht auf das Tier zu nehmen, ihn nicht zu erschrecken, abzuwarten , bis er von sich aus den Kontakt sucht . „Wenn ich meine Hand auf seinem Fell eine Weile liegen lasse, dann wird sie ganz warm“, stellte eines der Kinder erstaunt fest. Wir erklärten ihnen, dass die Körpertemperatur des Hundes etwas höher ist als die des Menschen. „Kläuschen“, wie er oft liebevoll genannt wird, ist ein wunderbarer Tröster, wenn eines der Kinder morgens mal Abschiedsschmerz hat, wenn Mama oder Papa gehen. Er ist ein toller Spiel-Freund, er zeigt Grenzen auf, fordert klare Anweisungen ein und ist ein kleiner, fröhlicher Begleiter der Gruppe bei ihren täglichen großen und kleinen Abenteuern im Wald. Und so war Kläuschen auch dabei, als die Suppenhexe den Kindern ihre Kochgerichte zurief. Doch plötzlich hörten die Kinder leises Getrappel aus dem Hintergrund, ein gelegentliches Blöken und kurz darauf kam etwas weißes, zotteliges mit matschverschmierten Beinen angelaufen. Kurz dahinter erschien der Schäfer Herr Hampel mit seiner Herde Schafe, die dabei waren die Weide zu wechseln. Die Waldkinder unterbrachen ihr Spiel, begrüßten den Schäfer und wollten wissen, wie der Hund heißt. „ Das ist Berta, ein Hüte-Pudel“, erzählte er ihnen. Hüte-Pudel oder auch Schaf-Pudel genannt gehören zu einer alten deutschen Rasse, die besonders in Norddeutschland für die Arbeit mit Schafherden ausgebildet werden. Sie sind sehr fleißig und haben ein ausgesprochen freundliches Wesen. Die Herde, die etwa 300 Tiere zählt, ist auf dem Weg in Richtung Heimatstall in Dahle und bleibt auf dem Weg dorthin immer wieder auf wechselnden Weiden. Dort grasen sie je nach Bewuchs einen oder mehrere Tage. Nachdem die Gruppe sich verabschiedet hatte, zogen sie vorbei. Schnell hatten wir den Kindern vorher noch gesagt, dass es wichtig sei, die Tiere nicht durch lautes Rufen zu erschrecken. Sonst könnte eines der Tiere ausbrechen und meist laufen dann alle anderen dem Herdentrieb folgend hinterher. So verhielten sich die Kinder still, nur Kläuschen hatte Mühe leise zu sein bei dem Anblick der ganz nahe an uns vorbeiziehenden Herde .Es war faszinierend zu beobachten, wie der Schäfer Herr Hampel und sein Hund Berta zu zweit schafften die Herde in die richtige Richtung zu dirigieren. Am Nachmittag erfuhren wir in einem Telefonat mit Frau Berger, der Schäferin, dass Mitte Februar das Lammen in der Herde beginnt. Das ist der Grund warum sie nun auf dem Weg in den Heimatstall in Dahle bei Springe sind. Wir fragten, ob wir mit der Kindergartengruppe dann mal zu Besuch kommen dürften und so sind wir nun im März mit der Schäferei verabredet. An einem Nachmittag können wir die Schafe und ihre Lämmer besuchen. Kläuschen aber lassen wir da lieber zuhause, das wäre für ihn und auch für die Schafe eine zu aufregende Angelegenheit. Und wer weiß, vielleicht können wir uns ein wenig Schafwolle mitnehmen aus dem Stall, sie anschließend reinigen und probieren daraus einen Wollfaden zu spinnen? Aber das ist schon wieder eine ganz neue Geschichte aus dem spannenden Alltag der Waldkinder!
Da staunten die Waldkinder nicht schlecht, als der Förster zu Besuch in den Wald kam! Denn diesmal war er nicht gekommen um anzukündigen, wo demnächst Baumfällarbeiten stattfinden, damit die Waldgruppe aus Gründen der Sicherheit einen Bogen darum macht. Nein, diesmal hatte er etwas rekordverdächtig Großes mitgebracht und das gleich in dreifacher Ausführung. Und was war das nun, das er in seinem Kofferraum dabei hatte? Drei riiiesengroße Kürbisse, die sich auf seinem heimischen Hochbeet allzu wohl gefühlt hatten. Sie wuchsen und wuchsen, bis sie eine wirklich stattliche Größe erlangten. Und es waren so viele an der Zahl, dass der Förster gut und gerne einige Exemplare verschenken konnte. Da fielen ihm die Waldkinder ein, denn die haben ja Freitags immer Feuer-Tag und kochen über dem Lagerfeuer die leckersten Sachen, wenn die Witterung es erlaubt. Und nun stand er da mit seinen außergewöhnlichen Mitbringseln. Die Gruppe bedankte sich bei ihm und er fuhr davon um wieder zu schauen, wo im Wald er gerade gebraucht wird. Nun waren Ideen gefragt, und davon haben Waldkinder ja bekanntlich eine Menge! Was machen wir mit den Kürbissen? Woher kommen sie eigentlich? Seit Christoph Kolumbus sie mit seinen Seeleuten im 15. Jahrhundert aus Amerika mitgebracht hatte, wo sie ursprünglich wuchsen, gibt es sie auch bei uns in Europa. Vielleicht eine Kürbis-Laterne daraus schnitzen? Oder eine leckere Suppe kochen? Beides ließe sich gut verbinden und so machte die Gruppe sich am Feuer-Tag an die Arbeit. Es war gar nicht so einfach, die dicke Schale der Kürbisse zu schneiden. Jede Menge Fruchtfleisch kam zum Vorschein, das kleingeschnitten wurde und gemeinsam mit Kartoffeln und Möhren in den Topf kam. Eines der Waldkinder half die Späne zu schnitzen, mit denen das Lagerfeuer angefacht werden sollte. Das Hantieren mit dem Feuer und die dabei gebotene Vorsicht sind ein wichtiges Element der Arbeit mit den Kindern im Wald. Unter Anleitung und mit Hilfestellung Sicherheit im Umgang damit erlangen ist eines der Lernziele. Jedes Mal ist es wieder toll, wenn das Feuer dann brennt, sein Geruch sich verbreitet und die Wärme spürbar wird. Und toll, dass Isomatten nicht nur zum darauf Sitzen geeignet sind, sondern auch äußerst hilfreich sind, um dem Feuer Sauerstoff zu zufächeln. Kurze Zeit und einige Holzscheite später roch es nach Kürbissuppe im Wald und die Kinder konnten ihre Schälchen holen, um zu probieren. Wenn man den Vormittag mit Häuserbau, Matsche-Pampe anrühren, Schnecken beobachten, auf Bäume klettern oder dem Basteln einer Jahreszeiten-Uhr beschäftigt war, kann man wirklich Hunger bekommen. Da kommt solch eine Suppe gerade recht! Einige Tage später wurde der Geburtstag eines der Waldkinder dazu genutzt, um tatsächlich noch eine schön leuchtende Kürbis-Laterne zu schnitzen. Im November ist Laternenfest im Wald und da darf sie mit ihrem Lichtschein die Besucher am Wald-Tor willkommen heißen. Zuvor wird es aber noch am nächsten Feuer-Tag ein „Asche-Brot“ geben, doch dies ist schon wieder eine andere Geschichte aus dem spannenden Alltag der Waldkinder im Deister.
Dieses Jahr konnten wir einen Termin mit Frau Harenberg finden, an dem wir auf ihrem Grundstück wieder Äpfel sammeln und pflücken durften. Sie besitzt einige Pferde, die uns munter zuwieherten, während wir unser Frühstück aßen, bevor wir uns an die Arbeit machten. So viele leckere Apfelsorten - da wurde zwischendurch schon ein bisschen genascht. Wir konnten wieder so viele Äpfel sammeln, dass wir einige Tage später mit der vom NABU geliehenen Apfelpresse ca. 10-12 Liter frisch gepressten Apfelsaft abfüllen und genießen konnten. Es blieben sogar einige Äpfel übrig, aus denen wir auf dem Feuer an einem Tag Apfelkompott kochen konnten, an einem anderen Tag gab es Apfelpfannkuchen. Wir hatten einen erfolgreichen Bautag mit den Waldeltern - wie viel doch gemeinsam an einem Tag geschafft werden kann, wenn alle mit anpacken! Der Hochsitz hat ein neues Dach bekommen, das Feuerholz für unser wöchentliches Kochen ist nun durch ein Gartentor zugänglich, die Bücherzelle wurde ausgemistet und aufgeräumt, der kleine Bauwagen und das Toilettenhäuschen ebenso. Und endlich, endlich steht das von der Holzbildhauerin Zoe Gwiasda wunderschön gestaltete Waldkindergarten Schild am "Eingang" und begrüßt Besucher freundlich. Das Erntedankfest mit Kürbissuppe durfte natürlich auch nicht fehlen. Außerdem wurden fleißig Kastanien gesammelt und Kastanienfiguren verschiedenster Art gebastelt. Auch Stockmänner waren dabei. Einmal haben wir den Kühen mit ihren Kälbern einen Besuch abgestattet. Ein andernmal gab es Stockbrot trotz Regen und an einem der Sturmtage in unserem Sturmraum wurde ein Puppentheater aufgeführt, das alle Kinder begeistert hat. Nach langer Zeit waren wir auch endlich mal wieder an der Kletterwurzel, wo ein Niedrigseilgarten aufgebaut wurde und die Waldkinder sich ausprobieren konnten. Am Kuhlenplatz und am Rutscheplatz wurden fleißig Treppen gebaut und einige Kinder haben sich für Vogelstimmen interessiert, die mit Buch und Tonabspielgerät genauer erkundet werden konnten. Ein neues Kreislied mit Bewegungen wurde eingeführt und leitet nun den Morgen- und Abschlusskreis ein. Die Waldkinder machen mit Freude mit und möchten häufig gar nicht mehr aufhören, das Lied zu singen. "Immer rundherum, wir reichen uns die Hände, weben Leben in Kreisen, unsre Liebe ist stark und das Leben ein Tanz" (von Manfred "Unmada" Kindel). In den Herbstferien waren wir mit den Waldkindern einen Tag im Süntelbuchen Arboretum in Nettelrede. Michael Meier hat sich viel Zeit für uns genommen und mit uns den gesamten Vormittag verbracht. Er hat den Kindern die gesamte untere und obere Fläche gezeigt. Unten waren eine Käferburg und viele Süntelbuchen zu entdecken, außerdem erweckte ein gelb leuchtener Ahorn unsere Aufmerksamkeit. Zum Frühstücken sind wir zur oberen Fläche gegangen, wo wir an einer Hütte unser Lager aufschlugen und danach gestärkt Fuchs- und Dachsbau begutachten konnten. Auch bei den Bienen haben wir vorbeigeschaut, die bei diesen Temperaturen allerdings nicht mehr allzu aktiv sind, und die Freispielzeit zum erkunden des Geländes und Klettern auf Bäumen durfte natürlich nicht fehlen. Michael hat ganzen Einsatz gezeigt, um den Kindern eine schöne und informative Zeit zu bescheren. Auf dem Weg zur Hütte konnten alle Kinder in einer großen Schubkarre Platz nehmen und wurden bergab geschoben. Im Abschlusskreis konnte jeder eine schöne Erinnerung des Tages teilen. Ich glaube, alle Kinder haben Michael irgendwie in kurzer Zeit ins Herz geschlossen und freuen sich auf ein Wiedersehen spätestens im Frühjahr, wenn wir gemeinsam mit ihm die im Waldkindergarten vorgezogenen kleinen Eichen im Wald einpflanzen.