Herzlich willkommen

"Glaube mir, denn ich habe es erfahren, du wirst mehr in den Wäldern finden als in Büchern; Bäume und Steine werden dich lehren, was du von keinem Lehrmeister hörst..." (Bernard von Clairvaux)


Geschehnisse aus unserem Kindergartenalltag

27. November 2024
Jedes Jahr nach der Sommerschließzeit erneuert sich die Kindergruppe. Die Vorschulkinder hatten wir vor der Sommerschließzeit verabschiedet und nun trafen nach und nach neue Kinder ein. Nicht nur für die ankommenden Kinder war die Situation neu. Auch für die Bestandsgruppe veränderte sich wie immer viel. So auch in diesem Jahr: gewohnte und lieb gewonnene Spielfreunde waren plötzlich nicht mehr da, wurden vermisst, fremde Kinder waren mit ihren Eltern da. Wir als Team bauten behutsam kleinste Verbindungen mit den neuen Kindern und deren Eltern auf. Das zog zumindest für die ersten Wochen unsere Aufmerksamkeit vermehrt auf die neuen Kinder. Die Kinder der Bestandsgruppe mussten sich wie jedes Jahr wieder neu orientieren: Wer ist von der gewohnten Gruppe noch da? Gibt es noch den heiß geliebten Lieblingsplatz im Morgenkreis und beim Frühstück oder sitzt dort plötzlich jemand Fremdes? Vieles kann durch uns als Team gelöst werden und trotzdem hat jedes Kind eine herausfordernde Situation, die es meistern muss. Die Spannungen waren in diesem Jahr deutlich wahrnehmbar. Konflikte wurden nicht nur sprachlich gelöst. Manche Konflikte wurden körperlich „geklärt“, was im Rahmen einer 3-6 jährigen Altersgruppe auch immer wieder Alltag und Teil ihrer Entwicklung ist. Um den Kindern mehr Handwerkszeug zu vermitteln, wie sie selbst mit ihren Emotionen umgehen können und Konflikte sprachlich bewältigen lernen, haben wir nach der Eingewöhnungszeit der neuen Kinder das Projekt Herzensbildung gestartet, welche Basis unserer Arbeit ist. Wir haben am ersten Tag des Projektes während des Morgenkreises gemeinsam mit den Kindern Sitz und Funktion des Herzens ausgemacht. Damit die Kinder ihr Herz erspüren konnten, sind sie einmal unseren sog. Geheimgang entlanggelaufen und kamen dann im Morgenkreis wieder zum Sitzen. Sie legten ihre Hand auf ihr eigenes Herz und nach Absprache untereinander auch auf das Herz eines Sitznachbars. Es war interessant für sie, das eigene Herz zu fühlen und es klopfen zu hören und diese Herzaktivitäten auch beim Gegenüber wahrzunehmen. Spannend für sie war auch, zu spüren, wie langsam wieder Ruhe einkehrte im eigenen Herzen.  Wir fragten die Kinder, wofür das Herz neben der Blutversorgung des Körpers noch steht: „Für Liebe“ und „Freude“ kam spontan hervor. Nachdem wir nun das Herz auch als den Sitz von Gefühlen ausgemacht hatten, differenzierten wir in den nächsten Tagen diese Gefühle weiter. Die Kinder beschrieben Gefühle wie Wut, Trauer, Freude und Glück. Eines der nun neuen Vorschulkinder sagte, dass Gott in seinem Herzen wohne. Es war spannend, den Kindern dabei zuzuhören, welche Assoziationen sie noch mit dem Herzen in Verbindung brachten: „Familie“, „Pferd“, „Hund“, „leckeres Essen“. In den Folgewochen lasen wir zum Frühstück je eine Geschichte aus dem Buch "Mit dem Herzen sprechen" von Juliane Hamman. Die Kinder lernten Gustav und seine Freunde kennen. Mit der Giraffe Gustav, die einige Kinder direkt ins Herz schlossen, lernten die Kinder nach und nach die Sprache des Herzens kennen. Die Giraffe Gustav hilft ihren Freunden eigene Gefühle und die Gefühle anderer wahrzunehmen, die eigenen Gefühle zu verstehen und diese zu versprachlichen. Sie steht den Freunden in Konflikten und herausfordernden Situationen zur Seite. Das Buch lädt die Kinder zum Nachdenken ein, da diese zum Ende einer Geschichte immer gefragt werden, was Gustav seinen Freunden wohl sagen möchte. Die Lösungen werden offengelassen. Wir hörten den Kindern beim lauten Überlegen zu, griffen ihre Impulse auf und halfen ihnen, ihre Gedanken und Emotionen in Worte zu fassen. Die Gefühle in Sprache zu verwandeln, verleiht den Kindern einen Selbstausdruck und damit ein Gefühl von Selbstwirksamkeit. Das Gefühl der Selbstwirksamkeit gibt den Kindern wiederum Selbstsicherheit. Ein Kind, das sich seiner selbst bewusst und zunehmend selbstsicher ist, ist in Konflikten angstfreier -und handlungskompetenter. Es findet immer mehr in sich selbst Lösungen und löst auch inneren Stress zunehmend autark. Manche Kinder nutzen in Konflikten bereits zunehmend die sog. Giraffensprache, die Grundlage des Buches ist (gewaltfreie Kommunikation nach Rosenberg). Sie lernen täglich, dass alle Gefühle sein dürfen, dass es aber durchaus möglich ist, durch das Benennen von Gefühlen wie Wut und Enttäuschung mehr Handlungskompetenz zu entwickeln und damit zunehmend friedliche Lösungen für sich und im Umgang mit anderen zu finden. Das Projekt der Herzensbildung diente der Förderung der Emotionalen Kompetenz. Sie ist abgesehen von diesem Projekt immer Herzstück und Grundlage unserer pädagogischen Arbeit. „Die Emotionale Kompetenz bedeutet, sich seiner Gefühle bewusst zu sein und Gefühle ausdrücken und zulassen zu können. Dies heißt auch, gegebenenfalls eigene Gefühle regulieren sowie mit negativen Gefühlen und Stresssituationen umgehen zu können. Die Fähigkeit, Gefühle bei anderen wahrzunehmen und zu verstehen ist ein weiteres Merkmal emotionaler Kompetenz. Emotional kompetente Kinder sind in der Lage, mit den vielschichtigen Gefühlen des Lebens umzugehen. Sie lernen, sich in andere hineinzuversetzen. Die Perspektive des anderen übernehmen zu können – Empathie – ist grundlegend für das soziale Miteinander. Die Fähigkeit, sich in die Gedanken anderer hineinzuversetzen, kann bei Kleinstkindern noch nicht vorausgesetzt werden. Sie reagieren jedoch aufmerksam und teilnahmsvoll auf Gefühlsäußerungen ihrer Nächsten. Emotionen wie Liebe, Interesse, Überraschung, Wut, Angst, Traurigkeit und Freude sind von vornherein angelegt und werden zunehmend differenzierter. Der Erwerb von emotionaler Kompetenz ist die Basis für die sog. soziale Intelligenz. Damit ist die Fähigkeit gemeint, das soziale Miteinander selbstbewusst und gleichzeitig einfühlsam zu gestalten.“ (aus dem Orientierungsplan für Bildung und Erziehung des Landes Niedersachsen, Bildungsbereich 1, Emotionale Entwicklung und soziales Lernen). Neben den täglichen Geschichten von der Giraffe Gustav und ihren Freunden und dem situationsbezogenen Transfer der gewaltfreien Kommunikation in Stress- und Konfliktsituationen haben die Kinder mit Fingerfarben beherzt dutzende von Holzherzen bemalt und diese an ihre Eltern und Geschwister verschenkt („jemanden, den man gerne hat, eine Freude machen, „sein Herz schenken“). Ebenso schenkten einige der Kinder ihren Lieblingsplätzen auf unserem Bauwagengelände ihr Herz („an etwas sein Herz hängen“). Die Kinder kamen bei der Aktion „Lieblingsplatz suchen und diesen mit dem selbstbemalten Herz sichtbar machen“, miteinander ins Gespräch. Sie riefen sich erstaunt zu: „Was, du spielst hier auch gerne?“ „Ich auch!“ (Bewusstmachen der eigenen Freude und diese teilen lernen).
von Beate Kynast 16. April 2023
UN-Kinderrechtskonvention, Artikel 2 und 4: „Kinderrechte gelten für alle Kinder, egal, welche Hautfarbe, Religion oder Sprache sie haben und ob sie Junge oder Mädchen sind. Die Kinderrechte müssen eingehalten und bekannt gemacht werden.“ Artikel 23, Förderung von Kindern mit Beeinträchtigungen: „Alle Kinder haben die gleichen Rechte und sollen gleich behandelt werden. Kinder mit Behinderungen sollen besondere Unterstützung erhalten.“ Artikel 29, Bildungsziele: „Die Vertragsstaaten stimmen darin überein, dass die Bildung des Kindes darauf gerichtet sein muss, a) Die Persönlichkeit, die Begabung und die geistigen und körperlichen Fähigkeiten des Kindes voll zur Entfaltung zu bringen; b) Dem Kind Achtung vor den Menschenrechten und Grundfreiheiten und den in der Charta der Vereinten Nationen verankerten Grundsätzen zu vermitteln.“ Vorurteilsbewusste Bildung und Erziehung; was bedeutet das genau? Bereits im Kindergartenalter erfahren und entdecken Kinder, dass jeder Mensch anders ist. Sie erleben, ob jemand einen Rollstuhl benötigt um sich fortbewegen zu können, ob ein Kind schon gut sprechen kann oder noch nicht. Ganz selbstverständlich kann es ein Bewusstsein für Diversität entwickeln. Aus der Einzigartigkeit eines jeden setzt sich unsere Gemeinschaft zusammen und macht sie so bunt, so lebendig, so vielfältig. Ein Kind hat rote Haare, ein anderes braune. Eines ist groß, das andere klein. Eines hat Sommersprossen, ein anderes nicht. Eines beginnt sehr zeitig zu laufen, ein anderes erst später. Ein Kind kann früh sprechen, ein anderes erobert sich die Welt der Sprache ganz langsam. Jedes Kind darf sein, wie es ist, hat sein eigenes Tempo beim sich die Welt erschließen. Jedes ist wertvoll und einzigartig so wie es ist. Wir Erwachsenen dürfen es auf diesem Weg begleiten, dürfen erfahren und erleben, wie es in seinem ganz eigenen Tempo Mensch wird, ein soziales Wesen. Sinnstifter, Weltveränderer, Tagträumer, Wolkenstürmer, Künstler, Menschenfreund, Konstrukteure, Herzensmenschen. Was für eine Freude und Ehre dabei sein zu dürfen und das Kind liebevoll, mit Aufmerksamkeit, Wertschätzung ,Geduld und Unterstützung auf diesem Weg zu begleiten. Für die Kinder im Waldkindergarten kommt noch eine andere Dimension dazu: sie dürfen sich erfahren als einen Teil der Natur, die sie umgibt und in der es keine Normen oder exakten Baupläne gibt, nach denen sich Tiere und Pflanzen entwickeln. Jeder Baum, jede Blume, jeder Käfer, jeder Wurm, jeder Vogel und jeder Sonnenstrahl ist einzigartig , hat seinen Platz, seinen Sinn und seinen Wert. Selbst ein kantiger Stein, den die Kinder auf dem Waldboden finden, erfüllt seinen Zweck. Er speichert die Wärme des Sonnenlichtes, gibt sie an seine Umgebung ab, lädt eine Eidechse ein auf ihm zu verweilen und sich auf ihm zu wärmen. Alles darf da sein, alles ist schön in seinen vielen Facetten. Welche Rolle haben wir Erwachsenen in diesem Prozess? Wir sind Eltern , Großeltern, pädagogische Fachkräfte oder Lehrer. In aller erster Linie sind wir aber auch Menschen, die Erfahrungen gemacht haben, etwas vorgelebt bekommen haben und dies nun dahingehend überprüfen dürfen, ob und wie wir es weitergeben an die Kinder. Mit welchen Augen sehen wir die Welt? Wie nehmen wir andere Menschen wahr? Bewerten wir automatisch oder schaffen wir es jeden in seiner Individualität zu akzeptieren wie er ist? Wir Erwachsenen sind der Schlüssel dazu, dass jedes Kind die Chance bekommt sich in unserer Lebenswelt wiederzufinden und eine positive Identität aufbauen zu können. Wenn wir uns dem öffnen ist das eine wunderbare und erfüllende Aufgabe! Der Wald, den wir auch gern den dritten Erzieher nennen, bietet uns da tolle Möglichkeiten. In der Natur darf jedes Kind das finden, was ihm in seiner Entwicklung entspricht, es fördert und ihm gut tut. Sei es ein bunter Blätterstrauß den es sich pflückt, sei es ein kleiner Teppich aus ineinander verwebten Grashalmen, ein selbstgebauter Bogen mit Pfeilen, ein Blütenkranz oder das aus Lehmerde geformte Pferd. Im Wald darf jedes Kind individuelle Förderung erfahren, es bekommt die Möglichkeiten die ihm und seinen Besonderheiten entsprechen. Die Kinder können mit unserer Unterstützung selbst ihre Erfahrungen mit Vielfalt machen und lernen auch alle anderen Kinder in ihrer eigenen Identität zu respektieren. Auf gehts! Machen wir diese Welt ein bisschen bunter, vielfältiger, lebendiger!
von Beate Kynast 4. Februar 2023
Der Pädagoge Friedrich Fröbel hat sich das Wort im Jahr 1840 ausgedacht: Kindergarten. Sein Gedanke dahinter war, dass in einer solchen Einrichtung Kinder wie Pflanzen im Garten wachsen dürfen. Kinder sollten umsorgt , begleitet und dieser Garten stets gepflegt werden. Wir im Waldkindergarten Bad Münder tun dies nun schon seit über 20 Jahren mit großer Freude. Die Waldkinder bekommen auf ganz selbstverständliche Weise einen Bezug zu der Natur die sie umgibt und allem, was darin wächst, kriecht, krabbelt und fliegt. Sogar ein kleines Hochbeet haben sie sich angelegt um den Walderdbeeren oder den Kräutern beim Wachsen zusehen zu können. Der selbstgepflanzte Salbei fand sich bereits in einer Tomatensoße wieder oder wurde zum Räuchern verwendet. Dies machte Lust auf mehr und so entstand die Idee einen Waldkinder-Garten entstehen zu lassen, in dem die Kinder aussäen, pflanzen, ernten , kochen, spielen und die unterschiedlichsten Naturerfahrungen machen können. Der Garten einer der Betreuerinnen ist groß genug um auch den Waldkindern die Möglichkeit zum Gärtnern zu bieten und so konnte die Idee schnell in die Tat umgesetzt werden. Von Frühling bis Herbst wird nun der Feuer-Freitag vom Wald in den Garten verlegt und ein eigenes Kindergarten-Beet wurde im Herbst bereits vorbereitet. Es wurden Pappen ausgelegt, Laub darauf gegeben und im Frühjahr wird eine dicke Schicht Komposterde aufgebracht. In den nächsten Wochen werden die Waldkinder sich mit den Betreuern zusammensetzen und überlegen, welches Gemüse sie anbauen möchten. Die Sämereien hierfür haben sie sich im Herbst von den Blütenständen der Gemüsepflanzen abgesammelt und in kleinen selbstgebastelten Samentütchen aufbewahrt. Es wird ein spannendes Garten-Jahr! Rank-Gerüste können gebaut werden, Pflänzchen werden im Haus vorgezogen und nach den Eisheiligen in die Gartenerde gepflanzt. Dann werden die Pflänzchen mit allem versorgt, was sie zum Wachsen brauchen: Sonne, Wasser und Pflege. Es werden Kräuter gesammelt, Tee daraus zubereitet oder Kräuterquark. Es wird Gemüsepfannen geben oder eine leckere Kürbissuppe. Die Waldkinder dürfen erfahren und erleben, dass die Pflege einen wichtigen Einfluss auf das Wachstum der Pflanzen hat. Welche Tierchen leben in ihrem Garten? Wie schmecken unreife Beeren? Wieviel Wasser braucht der Salat um zu wachsen? Wie können sie das Beet vor Austrocknung schützen? Es wird viel zu entdecken und mit allen Sinnen zu erfahren geben in dem Gartenjahr, das vor ihnen liegt. Die Kinder werden Verantwortung übernehmen dürfen und sich die Aufgaben im Garten aufteilen. Und auch Zeit zum Spielen wird es geben! Einer der Waldväter hat eine Hänger-Ladung Sand vorbeigebracht und die Kinder haben ihn mit Schubkarre und Schaufel in den Garten transportiert. Dort dürfen ab sofort Sandburgen und jede Menge unterirdische Gänge entstehen. Wer die Beine mal baumeln lassen möchte darf in der Hängematte unter der großen Linde Platz nehmen und dem leisen Klimpern des Windspiels lauschen. Der Baum wird uns Schatten spenden im Sommer und uns im Herbst Laub als wertvollen Bodendecker abwerfen. Kläuschen, der Waldkindergarten-Hund wird auch immer dabei sein und freut sich jetzt schon auf Stöckchen werfen und Kraulen. Das Gartenjahr und sein Naturkreislauf werden erfahrbar für die Kinder und das nächste Erntedank-Fest wird erfüllt sein vom Stolz und der Freude darüber, ihre eigenen gesunden Lebens-Mittel geerntet zu haben. Der Frühling kann kommen! Es geht los! „Viele Winter und viele Sommer sah ich kommen und gehen. Geduld nur, Geduld! Der Frühling ist nah!“ ( Astrid Lindgren, Tomte Tummetott)
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